„Du bist, was du isst.” Nimmt man die unterschiedliche Mentalität und die variierenden Essgewohnheiten von bestimmten Ländern genauer unter die Lupe, erkennt man, dass dieses bekannte Zitat sehr wohl eine tiefere Bedeutung mit sich bringt. Was würden wohl die regionalen Spezialitäten und Köstlichkeiten Österreichs über seine Einheimischen verraten? Es ist unbestreitbar, dass die ÖsterreicherInnen ihre einheimische Küche lieben und für richtige GenießerInnen gehalten werden.
Essen ist und bleibt Teil der Identität sowie des Zugehörigkeitsgefühl: zu unseren Familien, unserer Kultur und unserer Nation. Für die Briten sind “Fish and Chips” (Fisch und Pommes) eine urbildliche Speise, für die Amerikaner sind es die Hamburger, für die Japaner Sushi und für die Österreicher ist es natürlich – das Wiener Schnitzel.
Kulinarische Spezialitäten sind gewissermaßen nationale und regionale Wahrzeichen und offenbaren viel über die Werte eines Landes und die Offenheit zu anderen Kulturen. So kann es passieren, dass eine chinesische Frucht (die Marille) mit einem pflanzlichen Produkt aus Südost Asien (Zucker) kombiniert wird und sich jene Kombination durch eine spezielle böhmische Vorbereitungsmethode zu einer kulturellen Köstlichkeit im österreichischen Wachau Dorf entwickelt, die als Marillenknödel bezeichnet wird!
Viele der Rezepte und Speisen, die als Österreichs kulinarische Spezialitäten angesehen werden, wären ohne interkulturellen Dialog niemals entstanden. Die ÖsterreicherInnen zeigten immer schon ein Talent für das Experimentieren und Verbinden von unterschiedlichsten kulturellen Einflüssen auf einem Teller. Österreichs Speisekarten können als Kulturgeschichte Europas gelesen und als Reise in die Vergangenheit gedeutet werden!
Nimmt man zum Beispiel das berühmte Wiener Schnitzel: Den wenigsten ist bekannt, dass seine Wurzeln nicht in Wien, sondern in Venedig liegen. Bereits im 16. Jahrhundert frittierten italienische Köche Fleisch in einer Brotkrumenkruste und die jüdische Population tat dies im damaligen Konstantinopel sogar noch früher. Der Legende nach wurde diese Art von frittierten Fleisch um 1857 vom österreichischen Feldmarschall Count Radetzky in seine Heimat gebracht. Während des späten Kaiserreichs wurde das Rezept von österreichischen Chefköchen perfektioniert und zu dem gemacht, was es heute ist: eine einzigartige österreichische Delikatesse.
Eine Mehlspeise, die weit über den Grenzen Österreichs wegen ihres guten Geschmacks beliebt ist, ist die Linzer Torte. Die Torte wurde nach der Hauptstadt Linz in Oberösterreich benannt und ihr Rezept soll das erste Kuchenrezept in schriftlicher Form gewesen sein. Bekanntheit gewann die Torte zum ersten Mal in 1822, als ein Bäcker von Franconia für Katharina Kress, die Witwe eines verstorbenen Linzer Konditors, zu arbeiten begann. Ihre Zusammenarbeit war der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Heute ist die Linzer Torte genauso bekannt wie die Sacher Torte und als köstliches, repräsentatives Souvenir der Stadt Linz definitiv nicht weniger beliebt.
Obwohl der Schokoladenkuchen nicht in Wien erfunden wurde, stammt die legendäre Sacher Torte sehr wohl aus der schönen österreichischen Hauptstadt. Sie wurde zum ersten Mal vom Bäcker Franz Sacher im Jahr 1832 gebacken und wurde durch ihren einzigartigen Geschmack und ihr Design bei den Einwohnern Wiens beliebt. Frank Sachers Sohn, Eduard Sacher erntete schließlich den Erfolg für die perfektionierte und berühmteste Torte der Welt und bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Name „Sacher” überall zum Markennamen.
In Vorarlberg, dem Bundesland im Westen Österreichs, wird der berühmte, geschmackvolle Bergkäse hergestellt. Käse stammt ursprünglich aus dem mittleren Osten, wo die Nährstoffe der Milch bereits in der Steinzeit als essentiell angesehen wurden. Das Rezept für den Bergkäse entwickelte sich in den westlichen Gebirge Österreichs aus rein praktischen Gründen: frische Milch war sehr günstig und einfach zu erhalten und Käse wurde nicht so schnell alt, sodass man lange in hohen, unbewohnbaren Alpenregionen überleben konnte. Die große Vielfalt an Käsesorten verdanken wir unterschiedlichen Gräsern und Kräutern, die auf den Alpenweiden wachsen.